Vortrag und Diskussion mit Dr. Doris Zeilinger
Gemeinsam mit der Ernst-Bloch-Assoziation
Freitag, 26. April 2024, 18:30 Uhr
Gewerkschaftshaus am Kornmarkt Nürnberg, 7. Stock
Fällt der Name Ernst Bloch, so denkt man heutzutage vielleicht noch an den Titel seines Hauptwerks
Das Prinzip Hoffnung, das von den Medien nicht nur kanonisiert wurde, sondern auch banalisiert.
Weniger bekannt ist Bloch als großer Naturphilosoph, als einer der wenigen des 20. Jahrhunderts. Dies ist
bemerkenswert, unterscheidet er sich darin doch von Mitstreitern, die ebenfalls dem Marxismus zugerechnet
werden, wie Theodor W. Adorno, Jean-Paul Sartre, Henri Lefebvre oder auch Georg Lukács.
Bloch nimmt die Welt als Ganzes in den Blick. Ergebnis ist eine Ontologie des Noch-Nicht-Seins, denn
er erkennt: Die Welt ist unfertig. Es entsteht eine Kategorienlehre der unfertigen Welt, lt. seinen Worten
eine Theorie für die Praxis: „Prius der Theorie, Primat der Praxis“.
Blochs Natur- und Technikphilosophie ist unerlässlich für eine Weltveränderung mit dem Ziel der
„Herstellung von Heimat“, denn seine kritische Insichtnahme der Naturwissenschaften und ihrer
technischen Anwendung kann die Tür für ein neues Mensch-Natur-Verhältnis öffnen: Statt Ausbeutung
der Natur „Allianz“ mit ihr.
Das Prinzip Hoffnung entstand in den Jahren 1938-1947, zuerst veröffentlicht wurden die drei Bände 1954-
1959 im Aufbau-Verlag. Jedoch galt ein neuer Naturumgang weitgehend als Utopie, sowohl in der DDR,
wo Bloch nach Rückkehr aus dem Exil bis 1961 lehrte, als auch in der BRD.
Rudi Dutschke forderte bei einer Podiumsdiskussion 1968 mit Bezug auf Bloch die „Aussöhnung von
Mensch und Natur“ – ein Postulat, das Rudolf Augstein zu der Aussage veranlasste, damit dürfe Dutschke
seine Mitdiskutanten nicht traktieren, damit könnten diese nichts anfangen.
Heute dürfte die Antwort auf die Forderung nach einem anderen Mensch-Natur-Verhältnis nicht mehr
ganz so nonchalant abzuweisen sein wie damals.
„Vergewaltigung und Unvermitteltheit bleiben daher in der bürgerlichen Gesellschaft technisch
verschwägert; jede Erfindung ist dadurch bestimmt und begrenzt. So erhellt immer wieder:
Unsere bisherige Technik steht in der Natur wie eine Besatzungsarmee in Feindesland, und
vom Landesinnern weiß sie nichts, die Materie der Sache ist ihr transzendent.“
Das Prinzip Hoffnung, GA Bd. 5, 814